Artikel von Angelika Radax und Ingrid Otepka, erschienen im ÖDaF-Journal, 2018
Wie kann Wertevermittlung im Unterricht gelingen, ohne zu moralisieren?
Die Autorinnen gehen in diesem Beitrag der zentralen Frage nach, wie Lehrkräfte Werte und Haltungen im Deutschunterricht (insbesondere im Kontext von DaF/DaZ) vermitteln können – ohne dabei ungewollt zu bewerten oder eigene Überzeugungen überzustülpen.
Im Fokus steht dabei der Umgang mit Wertvorstellungen in einer sprachlich und kulturell vielfältigen Lernumgebung – ein Thema, das besonders im Integrationskontext hohe Relevanz hat.
Zentrale Ansätze & Erkenntnisse aus dem Artikel:
- Neutralität ist ein Mythos: Lehrkräfte bewegen sich unweigerlich im Spannungsfeld zwischen ihren eigenen Werte und gesellschaftlichen Normen. Entscheidend ist nicht „Wertfreiheit“, sondern eine bewusste, reflektierte Haltung im Umgang mit Werteinhalten.
- Wertevermittlung braucht Dialog, keinen Monolog:
Offene Gespräche, eine Vielfalt an Perspektiven und echte Auseinandersetzung ermöglichen es Lernenden, eigene Positionen zu entwickeln, ohne sich belehrt zu fühlen.
- Sprachunterricht als Raum für soziale Kompetenzen:
Der Deutschunterricht wird als Lernraum verstanden, in dem nicht nur Sprache, sondern auch soziale Handlungsfähigkeit und kulturelle Sensibilität gefördert werden.
- Empowerment statt Bewertung:
Ziel ist es, Lernende zu befähigen, sich mit unterschiedlichen Werten auseinanderzusetzen und eigene Haltungen zu entwickeln – nicht, eine „richtige“ Meinung zu übernehmen.
Für die Praxis bedeutet das:
- Wertevermittlung beginnt bei der Selbstreflexion der Lehrperson.
- Konfliktthemen sollten nicht vermieden, sondern offen und wertschätzend behandelt werden.
- Methoden wie Perspektivenwechsel, Rollenspiele und diskursive Gesprächsformate stärken die Kompetenz, mit Wertekonflikten konstruktiv umzugehen.
Die Autorinnen plädieren in diesem Beitrag für eine neue Haltung in der Wertevermittlung: Eine, die Vielfalt nicht nur toleriert, sondern als Lernchance aktiv gestaltet.